Nichts bleibt ungesühnt  

 

*****   

Catherine rieb sich müde über die Augen, es war spät und sie alle hatten eine anstrengende Schicht hinter sich. Greg und sie waren noch einmal zu Cassidys Haus hinaus gefahren. Irgendwas fehlte noch in ihrem Puzzle um Michael Wealdon in den Knast zu bringen.

Dieser Fall beschäftigte das Team schon seit einer Woche. Cassidy Hawkins war brutal vergewaltigt und ermordet worden. Ihre Mutter hatte nichts von ihr gehört und war bei ihr vorbei gefahren. Keine Mutter sollte ihre Tochter so auffinden. Es hatte schnell einen Verdächtigen gegeben, aber die Anklage stand auf wackeligen Beinen. Michael Wealdon hatte mit einem guten Alibi aufgewartet und so hatten sie nur die eine Blutprobe Wealdons an Cassidys Armbanduhr. Catherine wollte mehr und so würde sie mit Greg noch einmal den ganzen Tatort untersuchen.

Sie stellte ihren Koffer in der Küche ab und schaltete das Licht ein. Nur eine schwache Glühlampe erhellte den Raum und sie zückte ihre Taschenlampe. Cassidy hatte Wealdon ihren Recherchen nach auf einer Party im Stratosphere kennen gelernt und mit nach Hause genommen. Ein tödlicher Fehler!

Was danach geschah, lag im dunklen. Am nächsten Mittag fand Ann Hawkins ihre 21-jährige Tochter mit zerrissenen Kleidern und blutüberströmt in ihrem Schlafzimmer. Sie sah zur Treppe. Greg war bereits oben und untersuchte noch einmal alle Blutspuren.

Sie lies den Lichtkegel über die Küchenanrichte wandern. Im Idealfalle würden sie benutze Gläser finden oder andere Hinweise, die belegten, dass Wealdon hier im Haus gewesen war. Wealdon bestreitete zwar nicht das Mädchen im Casino kennen gelernt zu haben, doch er hätte sie nur zuhause abgesetzt und sei dann zu seinem Bruder gefahren. Das Blut könne vom Nasenbluten stammen, sie hätte ihm geholfen. Der Zeitpunkt des Todes war erst zwei Stunde später. Catherine glaubte nicht an das Alibi. Die Familie Wealdon war reich, sehr reich und der alte Herr würde nicht zulassen, dass sein Sohn in den Knast wanderte. Das schwarze Schaf der Familie war schon mehrfach von seinem Vater rausgehauen worden.

Sie öffnete die Spülmaschine. Das gleiche hatte sie schon vor 5 Tagen getan. Sie wusste auch nicht was sie sich erhoffte, aber sie wollte es wenigstens versucht haben.

***

Greg nahm bereits die siebte Probe vom Bett der jungen Frau. Das Spritzmuster wies darauf hin, dass alles von ihr stammte, aber vielleicht fanden sie ja auch noch eine fremde DNS. Im Idealfall die ihres Verdächtigen. Dieser Michael Wealdon war ein arrogantes Arschloch. Nur weil sein Vater reich war, glaubte er ihm gehöre die Welt. Aber sie würden ihn drankriegen.

Er sah zum Flur. Sie hatten noch immer keine Tatwaffe gefunden. Das Schwein hatte sein Opfer mit 20 Stichen abgestochen. Laut Pathologie war es vermutlich eine Art Küchenmesser. Ein solcher fehlte im Küchenblock unten. Er sah zu den kleinen Blutstropfen und in ihm entstand ein Bild vom Täter, wie er nach seiner Bluttat in Richtung Flur schwankte. Er folgte dem Weg des Täters und kurz vor der Treppe hörten die Blutstropfen plötzlich auf. Warum? Er sah zum Fenster neben ihm.

Er untersuchte den Fensterrahmen auf Fingerabdrücke und öffnete es dann vorsichtig. Mit der Lampe leuchtete er den Sims ab und dann weiter herunter bis zur Dachrinne. Etwas glänzte dort.

Er zuckte zusammen, als er hinter sich ein Geräusch hörte und dann legte sich eine Hand über seinen Mund und er spürte den Lauf einer Waffe an seiner Schläfe. „Keinen Mucks!“

Greg spürte weitere Hände, die ihn abtasteten und seine Waffe aus dem Holster zogen. Der Griff vor seinem Mund war fest und brutal. Er hörte ein seltsames Geräusch, wie das Reißen eines Blattes. Die Hand verschwand vor seinem Mund und noch bevor er ihn zu einem warnenden Ruf  öffnen konnte wurde ihm ein Klebestreifen über den Mund gelegt und festgedrückt. Dies alles geschah völlig lautlos, Catherine würde es nicht mitkriegen. Das waren Profis und sie würden bei ihm nicht halt machen. Er musste etwas tun und stemmte sich gegen die Arme, die ihn hielten.

Er sah den brutalen Schlag nicht kommen.

***

Unten war Catherine derweil im Wohnzimmer angekommen. Hier waren Kampfspuren zu sehen. Wealdon muss Cassidy bereits hier angegriffen und dann noch oben gezerrt haben. Sie bückte sich und sah unter das Sofa und den umgekippten Sessel. Nichts!

Sie sah sich weiter um, als sie einen flackernden Lichtschein im Flur bemerkte. „Greg? Hast du was gefunden?“

Keine Antwort. Irritiert richtete sie sich auf und ging zum Fuß der Treppe. Er hatte sie wohl nicht gehört. Ein Rumpeln! All ihre langjährige Erfahrung meldete sich und sie griff zur Waffe. Mit der Waffe im Anschlag schob sie sich langsam das dunkle Treppenhaus hinauf.

Nichts! Kein Geräusch mehr. Wenn Greg hier war, hätte sie ihn hören müssen. Das Fenster gegenüber der Treppe war geöffnet und eine kühle Brise wehte hinein. Sie nahm die letzte Treppe und wandte sich nach links in den Flur. Was sie sah, lies ihr das Blut in den Adern gefrieren.

Ein Mann stand vor dem Schlafzimmer und hielt Greg vor sich als Schutzschild. Eine Waffe war auf seine Schläfe gerichtet und Blut tropfte aus einer Wunde an seiner Stirn. Das Gesicht des Mannes war mit einer schwarzen Maske verdeckt und sie registrierte den dunklen Overall und die Gummihandschuhe an seinen Händen. Gregs Mund war mit einem Klebestreifen verklebt und er wirkte benommen.

„Waffe weg Lady!“ Die Stimme war tief und dunkel und energisch. Dieser Mann wusste was er tat und sie wusste instinktiv, dass er nicht zögern würde auf Greg zu schießen. Aber was geschah, wenn sie dem nachgab. Würden sie dann beide sterben? Wer war dieser Kerl und was hatte er hier zu suchen? Sie hielt weiter die Waffe auf ihn gerichtet, unschlüssig, was sie tun sollte.

„Legen sie die Waffe ab oder das ganze endet unschön für uns alle!“ Er zog mit der freien Hand Gregs Kopf zurück. „Und falls ich Sie nicht überzeugen kann, mein Kollege wird das schon schaffen.“ Catherine sog die Luft ein, als sie hinter sich ein Geräusch hörte.

„Hören sie auf ihn, wäre schade um ihren hübschen Kopf.“ Die Stimme war leise und eindringlich und das Klicken einer Waffe verdeutlichte ihr die Situation. Resigniert lies sie die Waffe sinken und biß sich auf die Lippen.

Jemand entriß ihr die Waffe und stieß sie voran. „Los! Da rein!“ Der Kerl, der Greg bedrohte, zerrte ihn in das Schlafzimmer von Cassidy. Würde jetzt auch ihr Blut auf dem Boden des Zimmers verteilt? Sie ging vorwärts und betrat das Zimmer. Die beiden Männer hielten ununterbrochen ihr Waffen auf sie gerichtet. Der erste stieß ihren Kollegen grob auf die Knie. „Arme nach hinten!“ Der Kerl zog die Arme grob zurück und fesselte Greg mit einem Kabelbinder. Sein Blick traf den ihren. Was wollten die Kerle bloß?

Catherine fiel auf, dass jeder Griff saß und die Kerle auch nicht einen Moment zögerten. Der zweite Mann durchsuchte ihre Taschen, entnahm ihrer Jacke ihren Ausweis und stieß sie zu Greg auf den Boden. Er sah in den Ausweis und nickte seinem Kollegen zu. Hatten sie auf sie gewartet?

***

Alles lief nach Plan. Sie würden ihren Auftrag erfüllen können, wenn die CSI-Frau mitspielte. Doch welche Wahl hatte sie. Ihr Auftraggeber hatte alles einkalkuliert. Niemand würde sie identifizieren können und sie würden die Frau rund um die Uhr beobachten. Sie würde tun, was sie verlangten. Für einen Moment hatte er gezweifelt, ob sie nicht doch lieber den Jungen benutzten, aber die Platzwunde an seiner Stirn war da kontraproduktiv. Catherine Willows. Sie war seine Vorgesetzte und würde ihn schützen, weil sie die Verantwortung trug. Sie mussten ihr nur noch verdeutlichen, was sie zu tun hatte und warum.

Er nickte seinem Partner zu. Der hatte weiterhin die Waffe auf die beiden gerichtet, während er ihre Ausrüstung holte. Die beiden sahen ihnen immer noch verblüfft entgegen. Der Junge konnte nichts sagen, aber sie war stark, das sah er gleich. „Was wollen Sie von uns?“

„Sie werden uns helfen!“ Er trat an den jungen Mann heran und zog ihn zu sich herüber. Seinen Ausweis hatte er sich vorhin schon angesehen. „Warum, werde ich ihnen erklären.“ Er zog das Klebeband hervor und griff dem vor ihm knienden Mann in die Haare. Er setzte das Klebeband an und erstickte jede Gegenwehr mit einem brutalen Griff. Mit zügigen Bewegungen führte er den Klebestreifen auf Augenhöhe um den Kopf. „Was soll das?“

„Das erkläre ich ihnen Catherine. Sie werden uns helfen und er hier wird unsere Versicherung sein. Gut verpackt und ganz brav wird er hier auf sie warten.“

„Warten?“

„Darauf, dass Sie wieder kommen. Sie werden für uns etwas erledigen und wir werden Sie dabei beobachten. Sollten Sie eine Dummheit begehen, wird er darunter leiden.“ Wie zum Beweis schlug er Greg mit der flachen Hand auf den Hinterkopf. Greg, den Schlag nicht hatte kommen sehen, stürzte nach vorn und stöhnte auf, als er unsanft landete.

***

Catherine hielt still als der Wortführer der beiden sie begrabschte. So kam es ihr zumindest vor. Eigentlich bemühte er sich nur, das Abhörgerät unauffällig unter ihrer Bluse anzubringen. Sie hatten ihr die Hände ebenfalls auf den Rücken gebunden und sich ans Werk gemacht. Der Plan war so einfach wie waghalsig. Sie sollte ins Labor stiefeln und die gesammelten Beweise im Fall Michael Wealdon vernichten. Dabei würde sie jederzeit mit Minikamera und Mikro überwacht.

Greg saß stumm, blind und gefesselt neben dem Schrank auf einem Stuhl. Er würde den Kerlen völlig ausgeliefert sein und dieser Gedanke missfiel ihr. Sie würde einen Weg finden müssen, ihre Kollegen zu warnen ohne ihn zu gefährden.

Der Typ, sie nannte ihn innerlich Bob, knöpfte ihre Bluse wieder zu und blickte fragend zu seinem Partner. „Hast du ein Bild?“

„Ja. Der Ton ist auch gut. Wir können starten!“ Er sah zu seinem Freund herüber und nickte.

Bob führte sie zur Tür. „Sie werden mit mir im Funkkontakt stehen.“ Damit drückte er ihr einen kleinen Empfänger schmerzhaft ins Ohr. „Sie gehen rein in das Labor, direkt durch und tun ihren Job. Keine Umwege, keine Gespräche. Nutzen sie ihre Autorität jedes Gespräch abzuwürgen. Ihre Schicht dürfte vorbei sein, also wenig bekannte Gesichter.“

„Was ist, wenn die Probe vernichtet ist?“

„Sie drehen um und gehen zum Hauptrechner. Denken sie dran, ich sehe zu! Ich bin gut informiert und kenne ihre Kollegen. Wir haben sie beobachtet. Eine falsche Bewegung… Sie werden alle Daten damit löschen.“ Er hielt ihr einen starken Magneten hin.

„Sie sind doch wahnsinnig. Damit erreicht Wealdon doch nichts.“

„Dann verlassen sie das Gebäude und steigen wieder in den Wagen! Verstanden?“

Sie sah ihn finster an. „Ich warte!“

Sie nickte stumm. Sie hatte verstanden und sie würde sich fügen. Sie sah zu Greg hinüber. Sie würde dafür Sorgen, dass diese Kerle ihn nicht umbrachten. Sie wusste nur noch nicht wie, denn es war offensichtlich: Zeugen waren hier nicht gewünscht.

„Ich möchte sie noch etwas motivieren sich zu beeilen.“ Er nickte seinem Partner zu und Catherine stockte der Atem, als der Kerl plötzlich einen Baseballschläger aus der Tasche zog und ausholte. Der Schläger fuhr herunter und traf Greg brutal vor die Schienenbeine. Greg schrie unter seinem Knebel auf und sein Körper bog sich auf dem Stuhl vor Schmerz zurück.

„Ihr Schweine!“ Doch sie wurde von Bob festgehalten.

„Je schneller sie dies hinter sich bringen, desto schneller lassen wir ihn gehen. Jeder Fehler ihrerseits führt zu weiteren Schlägen. Verraten Sie uns, stirbt er. Verstanden?“

Catherine konnte nur nicken. Verzweifelt beobachtet sie Gregs schmerzverzerrtes Gesicht.

***

Catherine stand vor der Tür des Labors und atmete tief durch. „Rein!“ Catherine griff zur Tür und wappnete sich. Sie hatte noch immer keine Idee, wie sie ihre Kollegen warnen konnte ohne Greg zu gefährden. Sie wusste nicht, ob die Kerle blufften. Wäre sie zu offensichtlich würde sie die Reaktion ihres Gegenübers sie vielleicht verraten. Sie würde improvisieren müssen.

Bob hatte sie in einem Transporter hergefahren und sich dabei hinten verborgen. Der Wagen stand direkt vor der Tür, die sich gerade öffnete. Sie machte erschrocken einen Schritt zurück.

„Kein Gespräch!“ zischte die Stimme in ihrem Ohr. Es war Langston, der offensichtlich Feierabend machen wollte. „Oh, Catherine? Habt ihr noch etwas gefunden?“

„Hi, aähmm… Nein!“ Sie schob sich an ihm vorbei. „Entschuldige, ich hab es eilig.“ Damit öffnete sie die Tür und lies ihn stehen.

„Gut gemacht Süße! Aber denken sie daran, bleiben sie authentisch. Wenn sie auffallen..:“

„Ach halten Sie den Mund und ich bin nicht ihre Süße, klar!?“

Sie hatte eine Stinkwut auf die Kerle. Sie schritt zügig aus in Richtung Labor. Um diese Zeit waren nicht viele Kollegen im Haus. Die neue Tagesschicht war meist draußen bei den neuen Fällen und die Nachtschicht war meist schon aus dem Haus. Hodges kam ihr entgegen. „Oh, Catherine. Gut dass ich sie treffe..:“

„Wimmeln Sie ihn ab.“

„Ich habe noch einmal ihre Proben untersucht und Faserspuren gefunden. Durch einen Abgleich und meine guten Kenntnisse in der Materie konnte ich sie zuordnen. Ich meine, es war nicht so leicht, denn die Fasern waren in einem schlechten Zustand, aber ich habe die Lösung gefunden. Die Faser stammt von einem alten Oldtimer und ich habe die Datenbank befragt…“

„Abwimmeln!!“ zischte es in ihrem Ohr.

„Hodges! Keine Zeit. Legen sie den Bericht auf meinen Tisch!“

„Aber…“

„Auf meinen Tisch Hodges!“ Ihre Stimme hob sich leicht und damit lies sie ihren Kollegen stehen.

„Der Kerl ist ja unmöglich!“ Die Stimme in ihrem Ohr klang amüsiert.

„Mir ist nicht nach Smalltalk."

„Immer schön höflich bleiben!“ Catherine bog um die Ecke und stockte. Nick und Brass standen direkt vor dem Labor. „Was ist los?“

„Die beiden kann ich nicht so einfach abwimmeln.“

„Doch das können sie! Sie sagen Hallo und das sie es eilig haben und rauschen durch!“

Das stellte sich der Kerl so einfach vor. Brass und Nick waren ein solches Auftreten von ihr nicht gewohnt du würden entsprechend reagieren. Das konnte zu einer kniffligen Situation führen. Aber vielleicht war das auch ihre beste Chance jemanden zu warnen und Hilfe zu bekommen. Aber wie. Dem Kerl in ihrem Ohr entging kaum etwas. Sollte sie Handzeichen geben würde er es sofort an der Reaktion ihres gegenüber merken. „Und denken sie dran, wir haben uns informiert. Sie werden Detective Brass keinerlei Signal geben!“

Catherine atmete tief ein. Sie musste nur durch diese Tür und so ging sie auf ihre Kollegen und Freunde zu.

„Catherine! Ihr seid zurück? Habt ihr noch weitere Spuren gefunden?“ Nick sah ihr mit einem Lächeln entgegen.

„Ähm… nein! Aber ich will die Proben noch einmal durchgehen.“ Sie versuchte zu lächeln und griff an den Türgriff. Mit einem Blick versicherte sie sich, dass das Labor ansonsten menschenleer war. Sie sah die irritierten Blicke ihrer Kollegen und versuchte ihr Lächeln noch überzeugender zu gestalten. „Ich will diesen Kerl dran kriegen und ich werde etwas finden!“ Das klang schon eher nach Catherine Willows.

„Soll ich dir helfen?“ Nick hatte schon die Jacke über die Schulter und war offensichtlich auf dem Weg in den Feierabend.

„Ich warne Sie!“ Die Stimme in ihrem Ohr war drohend und aggressiv.

„Nein danke. Mach ruhig auch Feierabend. Ich schaffe das schon. Bis später.“ Nach außen wirkte sie vielleicht ruhig, aber innerlich brodelte es in ihr. Sie öffnete die Tür und lies ihre Kollegen einfach stehen. Sie schloß die Tür und ging an den Labortisch, sich bewusst, dass das Labor für jeden im Flur einsehbar war. Sie spürte die Blicke von Brass und Nick in ihrem Rücken und ignorierte sie.

„Gut gemacht! Sie beeindrucken mich Cathy. Und jetzt beeilen sie sich. Zeigen sie alle Etiketten in die Kamera. Los!“ Catherine stellte sich an den Schrank mit den aktuellen Beweisproben. Sie brauchte einen Moment und zog dann einen Beutel heraus. Sie hielt das Beschriftungsetikett vor die Knopfkamera und öffnete die Versiegelung.

„Beeilen Sie sich! Ihr Freund wartet hier und er sieht nicht gut aus.“

„Daran brauchen Sie mich nicht zu erinnern. Lassen Sie nur die Finger von ihm, verstanden? Ich mache ja was Sie wollen!“

„Halten Sie die Klappe, man könnte Sie beobachten.“ Catherine biß sich auf die Lippen. Sie wagte einen Seitenblick auf den Flur. Brass und Nick unterhielten sich dort immer noch. Sie zog die Blutproben und Ergebnisse aus dem Beutel und breitete sie auf dem Tisch aus. „Los!“

Der Kerl machte seine Sache gut. Er ließ sie nie vergessen, dass er da war. Sie zog aus ihrer Jacke die vorbereitete Flüssigkeit hervor und schraubte sie auf. „Halt!“

„Was?“ Was war denn jetzt wieder?

„Ziehen Sie sich Handschuhe über. Wenn jemand Sie ohne hantieren sieht wird er aufmerksam und kommt vielleicht rein.“

„Guter Punkt!“ Sie stellte das Fläschchen mit Säure ab und zog sich ein paar Handschuhe über.

***

Brass war irritiert. Er sah immer wieder zu seiner Kollegin in das Labor. Er konnte nicht sagen was ihn irritierte aber irgendwas beschäftigte Catherine. Sie arbeiteten schon seit einer Woche an dem Fall der ermordeten Cassidy und waren überzeugt, dass Wealdon der Täter war. Doch der Staatsanwalt hatte Zweifel, dass die Anklage ausreichende Beweise für eine Burteilung hatte.

Brass frustrierte es immer wieder, wenn Täter aufgrund mangelnder Beweise vor Gericht „berechtigte Zweifel“ anmeldeten und damit durchkamen, obwohl jedem klar war, dass sie die Tat verübt hatten.

Cassidy war durch ihn ermordet worden, dass stand für ihn und das CSI fest und vor allem Catherine trieb die Untersuchungen voran.

„Hey Brass! Hörst du mir überhaupt zu?“ Nick stieß ihn in die Seite.

„Was. Oh entschuldige! Mir geht der Fall nicht aus dem Kopf.“ Er deutete mit dem Kopf in Richtung Labor und Catherine, die sich gerade ein paar Handschuhe überstreifte.

„Das geht uns allen so.“ Nick folgte seinem Blick. „Darum sind Greg und Catherine auch noch einmal rausgefahren. Aber um auf meine Frage zurück zu kommen… hat Ecklie dir gesagt, dass der Fall neu aufgerollt werden soll?“

„Was? Ach ja. Hat er.“

„Gut, ich denke wir sollten…“ Der Rest des Satzes verlor sich wieder in seinen Gedanken. Sein Instinkt meldete sich und er konnte nicht einordnen wieso. Irgendwas lief falsch. Irgendetwas, was er in den Augen seiner Freundin und Kollegin gesehen hatte.

Sein Instinkt trog ihn selten. Er las in den Augen der Menschen und in ihrem Gesicht hatte er Sorge und Entschlossenheit gesehen.

***   

Greg  lag in völliger Dunkelheit am Boden des Transporters. Er konnte sein Umfeld nur erahnen. Er spürte wie der Boden bei jeder Bewegung der beiden Täter schwankte und er konnte hören wie sie sprachen und so bekam er alles mit.

Catherine musste bereits im Labor sein und die Beweise vernichten. Der Gedanke dies zu tun musste für Catherine unerträglich sein. Jedem, der das zugerichtete Opfer gesehen hatte, würde dies schwer fallen. Aber sie würden Wealdon dran kriegen. Nur erst mussten Sie hier heraus. Er versuchte eine etwas bequemere Position zu finden und streckte sich etwas.

„Lieg still!“ Ein leichter Tritt traf ihn in die Seite und er verharrte. „Ich hoffe die Gute baut keinen Mist. Wäre doch zu schade, wenn ich Dir noch eine verpassen müsste.“ Greg rührte sich nicht. Er wollte keine weiteren Schläge provozieren. Schon jetzt wusste er vor Schmerzen in den Beinen nicht wohin. Seine Arme schmerzten und sein Kopf dröhnte, aber viel schlimmer war dieses Gefühl der Ausgeliefertheit.

„Alles klar Willows. Jetzt kippen Sie das Zeug darüber.“ Er hörte das leise Klacken aus den Lautsprechern. Was immer Catherine da tat würde über ihrer beider Leben entscheiden. „Braves Mädchen!“

Greg versuchte trotz des Knebels ruhig zu atmen. Der Gedanke, dass vor dem Wagen vielleicht gerade einer seiner Kollegen vorbei ging ohne von seiner Lage zu wissen war unerträglich.

„Glaubst du sie macht es noch?“ Der Kerl über ihm gab seit langen wieder etwas von sich. „Oder werde ich dem kleinen hier eine Lektion verpassen müssen?“ Greg spürte wie etwas glattes hartes über seinen Kopf strich und zuckte zusammen. Keine weiteren Schläge bitte!

„Ich glaube du kommst zu deinem Vergnügen. Sie zieht die Handschuhe aus…“

***

Catherine hatte die Proben zerstört. Sie zog die Handschuhe aus und wandte sich zum Gehen. Vielleicht…

„Glauben Sie eigentlich Sie können uns verarschen?“

„Was…? Ihre Hoffnungen zerstoben.

„Gehen Sie zum Schrank und holen Sie die B-Proben. Ich sagte Ihnen doch, wir haben uns vorbereitet. Dieser Vertrauensbruch wird ihrem Kollegen nicht gefallen!“

„Hören Sie! Ich mache ja was Sie sagen, aber lassen Sie ihn in Ruhe!“

„Wann verstehst du endlich, dass nicht du hier die Anweisungen gibst? Mein Freund kümmert sich bereits um ihn. Möchtest du mithören oder lieber meinen Anweisungen folgen?“ Die letzten Worte schrie er ihr ins Ohr und sie zuckte zusammen! „Geh zum Schrank!“

„Bitte, ich mache ja was Sie sagen.“ Es zerriß ihr das Herz, als sie Greg im Hintergrund aufstöhnen hörte. Sie hoffte er verstand, dass sie es hatte versuchen müssen. Sie griff zu den Beuteln der B-Probe und vernichtete auch diese am Tisch. Nur mühsam hielt Sie ihre Tränen zurück, sich bewusst, dass die Fenster des Labors ihre Gemütsverfassung jederzeit offenbaren konnten.

„Gut gemacht, Süße! Und jetzt gehst du an die Computer. Du fängst mit denen hier im Labor an. Beweg dich!“ Sie folgte seinen Anweisungen. „Setzt dich hin und rufe die Ergebnisse auf, aber so dass ich sie sehen kann!“

Sie gab die Fallnummer ein und alle Ergebnisse, von der Autopsie bis zur DNA-Probe erschienen in einer Liste. „Gut, markieren und löschen!“

„Das geht nicht so leicht. Ich muss alles einzeln aufrufen und bestätigen.“

„Dann tun Sie das, aber machen Sie schneller, ihr Freund braucht wohl einen Arzt.“

„Sie Schwein!“ Catherines Wut wuchs und wuchs. Sie suchte fieberhaft nach einem Ausweg, aber die Jungs waren gut.

„Spar dir deinen Atem! Am Ende will ich dass du in deine rechten Brusttasche greifst.“

„Was…?“ Sie nahm die Hand und fühlte einen Gegenstand. Er musste ihn ihr zugesteckt haben.

„Red nicht! Steck den Datenstick ein! Los!“ Sie zögerte. Das konnte Sie nicht tun! „Mach schon!“ schrie es in ihrem Ohr! Sie schob den USB-Stick mit zittrigen Händen in den Anschluß. Ein Programmfenster erschien auf dem Bildschirm. „Nimm den Stick wieder ab und leg ihn zu den anderen Sachen in die Säure.“

Sie hatte die Nase voll. Irgendetwas musste sie tun und so wandte sie sich beim aufstehen vom Bildschirm ab und zog mit einer unauffälligen Bewegung den Netzstecker des Computers mit heraus. Sie hoffte nur, der Bildschirm würde nicht mehr in den Focus der kleinen Kamera geraten. Wenn das Programm auf dem Stick sich im System ausbreitete konnten unzählige Beweismittel vernichtet werden und nicht nur Wealdon würde frei kommen. Das konnte sie nicht zulassen. Sie warf den Datenstick in die Schale mit der Säure und Rauch stieg davon auf!

„Braves Mädchen!“ Die zufriedene Stimme klang hämisch in ihrem Ohr.

***

„Erledigt! Der Boß wird zufrieden sein.“

„Was ist mit ihm?“ Eine kurze Pause entstand. „Dreh den Wagen und dann schmeißen wir ihn raus!“

Greg nahm das alles nur verschwommen war. Die Schmerzen der letzen Schläge gegen seine Beine hatten ihm für einen Moment das Bewusstsein geraubt, doch langsam nahm er die Geräusche und Bewegungen um sich herum wieder mit. Etwas stieß ihn in den Rücken.

„Hey Kleiner! Kannst froh sein, sie hat sich benommen!“ Greg verhielt sich ruhig. „Ich glaube der ist noch weggetreten. Sehen wir zu, dass wir hier verschwinden. Was glaubst du, wann sie es merkt?“

„Die ist nicht doof, wir sollten uns beeilen.“

***

Catherine stand unschlüssig vor den vernichteten Beweismitteln. Was hatte sie nur getan! Aber welche Wahl hätte Sie gehabt? Sie hoffte nur, sie hatte die Datenleitung zum Server rechtzeitig gekappt. Jetzt hieß es nur noch Greg da raus zu holen. Sie sah zum Flur. Sie würde wieder an ihren Kollegen vorbei müssen. „Ok, ich habe getan was Sie verlangt haben, was jetzt? Ich komme zurück?“

Sie lauschte, doch aus ihrem Ohrstecker kam kein Ton. „Hey, ich rede mit euch!“ Sie brauchte noch einen Moment, doch dann begriff sie die Situation. Die Kerle hatten was sie wollten und für einen Moment war sie erleichtert. Sie würden Zeugen zurücklassen und verschwinden! Aber was war mit Greg? Sie versuchte es noch einmal. „Reden Sie mit mir Arschloch!“

„So ein böses Wort! Sayonara Miss Willows!“ Damit erklang ein schrilles Pfeifen in ihrem Ohr und sie riß sich das Ding heraus. Sie hatte Recht. Die Typen wollten abhauen! Jetzt reagierte sie nur noch. Sie rannte zur Tür des Labors und riß sie auf. „Brass! Rufen Sie ihre Leute zum Parkplatz! Dort steht ein weißer Lieferwagen. Die sind bewaffnet und haben Greg!“ Damit rannte sie an ihren verblüfften Kollegen vorbei Richtung Ausgang.

Nick brauchte nur eine Sekunde, bevor er seiner Kollegin folgte. Detective Brass griff zu seinem Funkgerät und rief Verstärkung, bevor er Willows und Stokes folgte.

***

Nick hatte die Panik in Catherines Augen gesehen und erkannt, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Er rannte ihr hinterher. Er verstand nicht alles. Jemand hatte Greg in seiner Gewalt? Auf dem Parkplatz? „Catherine, was ist hier los?“ rief er ihr hinterher.

„Die haben mich gezwungen Beweise zu vernichten. Jetzt wollen die verschwinden.“ Sie stieß die Tür zum Parkplatz auf und stürzte hinaus. Sie hatte keine Waffe und so zog Nick seine. „Dahinten!“

Catherine wies auf einen unauffälligen weißen Van, der gerade zügig anfuhr. Er nahm schnell Fahrt auf, als die Hecktür aufgestoßen wurde. Nick sah einen Mann, der etwas aus dem Fahrzeug stieß. Nur eine Sekunde später bog der Wagen um die Ecke und verschwand aus ihrem Blickfeld. „Greg!“

Catherine stürmte voran auf die verkrümmt auf dem Boden liegende Gestalt. Großer Gott, was war hier nur geschehen? Er folgte ihr und ließ sich neben sie auf dem Boden nieder. Greg lag still auf der Seite. Sein Mund und seine Augen waren mit Klebeband verschlossen du seine Arme mit Kabelbindern zurückgebunden. Nick steckte die Waffe weg und zog ein Messer heraus und trennte die Kabelbinder durch.

Greg stöhnte und Catherine strich ihm sanft über den Kopf. „Ganz ruhig Greg. Die Kerle sind weg und wir kümmern uns um dich.“ Doch Greg zitterte und Nick sah, dass die Kerle ihm, wer immer sie waren, übel mitgespielt hatten.

„Ich ziehe jetzt den Streifen von deinem Mund, einverstanden?“ Greg nickte leicht und Catherine machte sich vorsichtig ans Werk. Als es vollbracht war, sog er japsend die Luft ein und stöhnte noch einmal vor Schmerz.

Nick sah das Gregs Hosenbeine blutverschmiert waren und fragte sich was er und Catherine durchgemacht hatten. Brass kam hinzu und rief gleich nach einem Sanitätsdienst. Catherine sah verzweifelt zu Nick. „Sie haben mich gezwungen die Beweise im Fall Wealdon zu vernichten. Sie…“ Sie wandte sich Brass zu. „Wir müssen eine Fahndung ausschreiben und den Ursprungstatort noch einmal untersuchen. Diese Kerle waren Profis. Sie kannten sich aus…“

„Ich kümmere mich darum Catherine!“ Brass nickte ihr zu.

Greg griff sich an die Augen. „Ich will wieder sehen, macht das ab!“ Damit begann er an den Klebebändern zu zerren.

***

Es war später Abend und Catherine war in dem kleinen Sessel eingeschlafen, der in Gregs Zimmer stand. Sie hatte den ganzen Tag versucht das Chaos zu beseitigen. Die Beweismittel waren unwiederbringlich zerstört und auch ein Großteil der Daten. Immerhin hatte sie durch ihre Aktion mit dem Netzstecker kaum andere Fälle gefährdet. Der Trojaner hatte nur wenig Schaden anrichten können und sich nicht im ganzen System verteilt

Nick untersuchte alles, was die Kerle zurückgelassen hatten. Klebebänder, Reifenspuren, Faserspuren und Hautpartikel. Bisher hatten sie jedoch keine Spur der beiden und Catherine bezweifelte, dass sie es ihnen so leicht machen würden. Ecklie war stinksauer gewesen, hatte aber alle verfügbaren Kräfte auf diesen Fall konzentriert und sie irgendwann nach Hause geschickt. Doch sie war hier im Hospital bei Greg gelandet.

Greg schlief und sie hatte ihn lange nachdenklich angestarrt. Beide Unterschenkel waren gebrochen und hatten operiert werden müssen aber die Ärzte waren optimistisch. Sie hätte das irgendwie verhindern müssen, das hätte einfach nicht passieren dürfen. Irgendwann war sie über diese trüben Gedanken eingeschlafen.

Eine sanfte Bewegung weckte sie. „Catherine?“

Es war Sarah, die den Tatort mit Langston noch einmal untersucht hatte. „Entschuldige, aber deine Schlafposition sah so unbequem aus. Willst du nicht lieber nach Hause fahren und schlafen? Ich kann bei Greg bleiben.“

Catherine richtete sich auf und sah zum Bett. Greg schlief noch immer und sie nickte müde. „Ich wollte eigentlich da sein, wenn er aufwacht.“ Sie rieb sich müde über die Augen. „Er hätte das nicht…“

„Mach dir bitte keine Vorwürfe. Sie hätten auch dir das antun können, aber sie wussten du würdest ihn nicht gefährden und ihre Pläne umsetzen.“

„Na, toll. Ich habe dafür gesorgt, dass Wealdon auf freien Fuß kommt. Dieses Schwein darf nicht frei kommen. Haben wir irgendwas in der Hand?“ Sie sah ihre Kollegin fordernd an.

„Nichts handfestes. Wealdon saß die ganze Zeit in Untersuchungshaft. Seine einzigen Kontakte zur Außenwelt waren sein Vater und sein Anwalt. Keine Hinweise, dass er das organisiert hat. Wir können ihn nicht festnageln. Auch im Haus oder auf dem Parkplatz waren die Männer sehr umsichtig. Kaum verwertbare Spuren.“ Sie zog sich einen Stuhl heran. „Brass lässt die Überwachungskameras auf dem Parkplatz auswerten.“

„Also haben wir gar nichts?!“

„Zur Zeit nicht. Aber wir werden dran bleiben. Allerdings musste die Staatsanwältin einem Antrag der Verteidigung nachgeben… sie werden ihn morgen früh frei lassen. Tut mir leid Catherine.“

In die darauf folgende Stille ertönte eine schwache Stimme. „Hi Boss!“

Sie wandten sich beide überrascht um und kamen an das Bett des jungen Mannes. Sarah strahlte ihn an. „Hi Greg. Schön, dass du wieder bei uns bist! Wie fühlst du dich?“

Er schien einen Moment nachzudenken. „Zerschlagen trifft es wohl.“ Er lächelte gequält. „Ich hab euch zugehört, ich hätte da vielleicht eine Sache…“

„Was meist du?“ Catherine wurde hellhörig. „Hast du irgendwas gesehen oder gehört was uns weiterhilft?“

„Vielleicht. Bevor sie mir die Augen verklebt haben…“ Er tastete an die Augen, wo das Klebeband seine Spuren an den Augenbrauen hinterlassen hatte. „Einer der Kerle hatte eine Tätowierung an der Hand. Es sah aus wie eine Pyramide mit Sternen an jedem Ende. Hier zwischen Daumen und Zeigefinger.“

„Das ist klasse, wir werden den Computer damit füttern. Wenn die Kerle Profis waren, sind sie vielleicht früher schon mal in Erscheinung getreten.“

Greg schien noch etwas auf dem Herzen zu haben. „Vielleicht kriegen wir auch Wealdon dran. Als die Kerle mich überwältigten habe ich das Fenster in Cassidys Haus überprüft. Ich glaube ich habe unten in der Dachrinne etwas gesehen. Vielleicht hat er das Messer dort rausgeworfen…“

„Das werde ich gleich überprüfen Greg.“ Sarah lächelte triumphierend. „Vielleicht kriegen wir das Arschloch ja doch noch dran, wenn wir ihm das Messer zuordnen können. Ich mache mich gleich auf den Weg. Schlaft gut ihr zwei.“ Damit entschwand sie aus der Tür.

Catherine nickte müde. Sie war erschöpft und auch Greg sollte sich besser ausruhen. „Greg, ich…“

Greg griff nach ihrer Hand. „Schon in Ordnung. Ist ja gut gegangen.“

„Ist es nicht und…“

„Du hättest nichts anderes tun können. Es ist in Ordnung. Aber wenn ich hier raus komme, brauche ich einen Chauffeur.“ Er wies auf seine Beine, die in dicken Verbänden steckten.

Catherine konnte nicht anders und grinste. „Es wird mir ein Vergnügen sein!“

***

Catherine hatte Wort gehalten und Greg aus dem Krankenhaus abgeholt. Sie hob den Rollstuhl, den er eine gewisse Zeit brauchen würde vor sich her zum Parkplatz, wo Nick bereits auf sie wartete.

„Na das nenn ich Service!“ Nick und Catherine halfen ihm in den Wagen und fuhren los. „Das ist aber nicht der Weg zu mir nach Hause.“, stellte Greg irritiert fest.

„Na deine Wohnung ist ja nun auch nicht wirklich Rollstuhl geeignet. Du kommst ´ne Weile bei mir unter, damit ich auf dich aufpassen kann und der Rest des Teams spielt Krankenschwester.“ Dabei grinste er breit.

„Das ist aber auch nicht der Weg zu deiner Wohnung!“ Greg war misstrauischer als Catherine gedacht hatte. Es wurde Zeit ihn aufzuklären.

„Wir fahren vorher noch ins Gericht. Wenn du nicht willst ist das in Ordnung, aber ich dachte wir sollten uns die offizielle Anklage gegen Michael Wealdon nicht entgehen lassen. Wir haben das Schwein drangekriegt.“

„Ihr konntet das Messer zuordnen?“

„Epitelgewebe am Griff. Wendys Ergebnisse waren eindeutig. Der Kerl wandert ein.“ Nick parkte den Wagen vorm Gericht und half Greg in den Rollstuhl. Dreissig Minuten später wurde Wealdon in Handschellen aus dem Saal geführt, gefolgt von seinem Vater, der Catherine einen grimmigen Blick zuwarf.

„Was war denn das?“ fragte Greg?

„Nun, Arthur Wealdon weiß, dass wir gegen ihn wegen Anstiftung zur Freiheitsberaubung, Körperverletzung und Nötigung ermitteln. Er war nicht sehr erfreut über den Hausdurchsuchungsbefehl den Brass und ich gestern bei ihm durchgesetzt hatten.“ Catherine nickte ernst. „Wir kriegen die Kerle dran. Es wird noch etwa dauern, aber der Wealdon-Clan hat sich das Gesetz zum letzten Mal zurechtgebogen.

Sie griff zum Rollstuhl und drehte Greg herum. „Fahren wir!“

Greg grinste. Er würde diesen Chauffeurservice ausnutzen und geniessen!

  Ende  C jadda 2011