Rheinische Post 17. September 2001 von Renate Scheler:

"Im Garten der Menschlichkeit"

Die Ausstellung "Peo-ple" fasziniert mit Fotografien und Bildern

"Willkommen, bienvenu, welcome ... Hereinspaziert, meine Damen und Herren, hier gibt´s was zu sehen." Diese Einladung kam einem unwillkürlich in den Sinn am Samstag Abend in Homberg. Eine junge Dame wies freundlich lächelnd im "Haus der Eigenart" den Weg zu Fotos, aufgenommen aus den unterschiedlichsten Perspektiven, Zeichnungen, Aquarellen und Skulpturen. Die Ausstellung in der Karlstr. 4 bietet eine Menge fürs Auge an. Fotografisch und malerisch festgehalten wurden sie von der Homberger Bezirksbibliotheksleiterin Jutta Flaßhove und der gebürtigen Orsoyer Design-Studentin Doris Kamradt.

Vitalität und Verfall

"Peo-Ple" - so das Thema, mit dem die beiden jungen Damen Menschen variationsreich auf der Spur waren. Doris Kamradt beschreibt die bloße Figur zwischen Jugend, Vitalität und bröckelndem Verfall. Immer wieder zeichnete sie, mit oft sparsamen Strichen, mitunter etwas coloriert, den nackten Rückeneiner Frau oder eines Mannes nach. Zwischendurch ging sie auch ins Detail. Knüpfte sich ein männliches Bein vor oder den Brust-Bauchbereich einer Frau. Teilweise nach einem Modell, teilweise aus der Fantasie heraus zeichnend, ging der 24-jährigen im wesentlichen um das "Formen von Proportionen, um Gliederungen." Und so entstanden dreissig sitzende, liegende, stehende Akte mal als Aquarell, mal als Bleistift- oder Kohlezeichnung. Sie ergänzt sie in der Ausstellung durch abstrakte, weiße Gipstorsi und Drahtgebilde, die ebenfalls dem menschlichen Körper nachempfunden sind. Zwischen alldem hängen in dem Homberger Haus, malerisch platziert, Portraitfotos in schwarz-weiß von Jutta Flaßhove. "Einfach in der Menge sitzend habe ich die Kamera auf die Menschen um mich herum gehalten

Relaxende Frauen

Auf dem Jackson Square in New Orleans kamen ihr so Jazzmusiker in unterschiedlichen Positionen vor die Linse. Am Strand von Florida lockten sie nackte Männerbäuche, relaxende Frauen im Liegestuhl oder sehnsüchtig blickende Kidis. Beschrieben wird von beiden Künstlerinnen der Mensch als zentrale Kraft des Lebens und der Kunst. Der Ausstellungsbesucher wird unwillkürlich zum Voyeur. Einem Voyeur, dem keineswegs die Schamesröte ins Gesicht steigt, sondern der auf vieles, was es im Garten der Menschlichkeit gibt, aufmerksam wird.